Murner

Murner
Mụrner,
 
Thomas, Schriftsteller, * Oberehnheim (Obernai, bei Straßburg) 24. 12. 1475, ✝ ebenda vor dem 23. 8. 1537; Franziskanerkonventuale, 1497 Priesterweihe; umfassende Studien an den Universitäten Paris, Freiburg im Breisgau, Krakau, Prag, Straßburg und Basel; 1505 von Maximilian I. zum Dichter gekrönt; Universitätslehrer; Englandaufenthalt; in den letzten Lebensjahren Pfarrer (1525-29 in Luzern, dann in Oberehnheim). Übernahm in seinen 1512 erschienenen satirischen Hauptwerken »Narrenbeschwörung« und »Schelmenzunft« das Narrenmotiv von S. Brant und geißelte Laster, Torheiten und Missstände seiner Zeit scharf und witzig; in der 1519 erschienenen Satire »Geuchmatt« (Narrenwiese) verspottete er die betrogenen Ehemänner; sein allegorisch-satirisches Gedicht »Von dem großen Lutherischen Narren, wie ihn Dr. Murner beschworen hat« (1522) ist eine geistreiche und schonungslose Verspottung der Reformation, die er auch in den Schriften »Eine christliche und briederliche Ermahnung« (1520) und »An den großmechtigsten Adel tütscher Nation« (1520) bekämpft hatte. Murner musste das reformierte Straßburg verlassen, ging nach Luzern und kritisierte dort U. Zwinglis Eucharistielehre in der Schrift »Die Gots heylige mesz« (1528). Humanisten wie Reformatoren feindeten Murner an und unterstellten ihm unredliche Motive. Er gilt als der bedeutendste Satiriker des 16. Jahrhunderts, voller Fantasie, Aggressivität und Spott, volkstümlich in der Sprache; auch Übersetzer (Vergils »Aeneis« in Versen).
 
Ausgabe: Deutsche Schriften, herausgegeben von F. Schultz u. a., 9 Bände (1918-31).
 
 
S. M. Raabe: Der Wortschatz in den dt. Schriften T. M.s, 2 Bde. (1990).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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